Ein Berliner Designer
Ein Berliner Designer

Einführung in die Welt von Jianping He

Von der Grafik über Design, zu den Neuen Medien und zur ästhetischen Praxis.

Prof. Heinz Jürgen Kristahn

Design von Jianping He. 
"Come back to Asien"

Jianping He mit einzelnen Buchstaben wiedergegeben.

Charakteristisch für Jianping He ’s Werk ist die Einbettung in den interdisziplinären Gesamtkontext von fachspezifischer Theorie, Medien-, Bild- und Kunstwissenschaft sowie zeitgenössischer ästhetischer Praxis der vielseitigen Bereiche der Bildenden Kunst.

Die Globalisierung von Kommunikation, Wissenschaft und Wirtschaft verlangt von Anfang an ein allgemeines und übergeordnetes System von Verständigung und Austausch.
Der weltweit rasch wachsende und sich permanent verdichtende Vernetzungsgrad von ästhetischen und ökonomischen Prozessen erfordert daher bereits in He’s erster universitärer Ausbildungsphase als Student und Meisterschüler der
Universität der Künste Berlin in der Fakultät Bildenden Kunst eine außerordentliche Kompetenz in der Verknüpfung eines kulturüberschreitenden Kommunikationsverständnisses. Dies gilt insbesondere für die klassischen und anwendungsorientierten Kommunikationsdisziplinen des visuellen und digitalen Designs, der Photographie sowie der Bildkomposition.

In einem derartig produktiven Dialog der Bildenden Kunst mit und in den Medien, die einem steten Wandel unterliegen, stellen He’s Plakate, Collagen, analoge Photographien und Buchlayouts eine bemerkenswerte Erweiterung dar – eine Grenzüberschreitung als offener kreativer Prozess.

Before 30 

„Die Inhalte ändern sich, doch die Qualität der Spurensuche einer künstlerischen Auseinandersetzung stehen im Mittelpunkt einer plakativen Aussage. Before 30 macht unverkennbar deutlich, welche Leistungsimpulse und Potentiale vorhanden sind. Die ungebändigte schöpferische Kraft, die neuen Ideen, die grenzüberschreitende Vitalität und der Mut, gegen Erfahrung und Erkenntnisse neue Wege zu beschreiten und sich auf das Experiment des Tuns und Scheiterns einzulassen oder dies zu überwinden mit der Zielsetzung, eine innovative Ordnung zu finden und sich einzubringen, aber nicht als Manifest verstanden, sondern als offene Unzulänglichkeit.

Veränderungen dokumentieren sich in vielen Beispielen der Natur und Geisteswissenschaften, ebenso in der Bildenden Kunst, um Bereiche zu entdecken, an die wir vorher nicht glaubten. Für den jungen Plakatkünstler Jianping He wirkt dieser Themenkomplex wie eine Präambel für seinen Weg der visuellen Logik ohne die Tiefenschärfe seines künstlerischen Denkens einzuschränken.“  (1)

He’s Designarbeiten dokumentieren eine im internationalen Maßstab avancierte, zeitgemäße und zukunftsweisende Interpretation von interdisziplinären Artefakten, die sich in den sozialen Medien präsentieren. Diese kurze Aussage charakterisiert den grundlegenden Ansatz der jeweiligen Herangehensweise, wie He beispielsweise das lateinische Alphabet, die Magie oder den Mythos in Bilderdenken semiotisch transferiert und differenziert. Er nutzt die Medien nicht nur als Transporteure von Gedanken, sondern gleichermaßen werden seine gestalterischen Ideen maßgeblich durch die Materialien der Medien beeinflusst. Mit zweckgebundener Zusammengehörigkeit und gegenseitiger Interdependenz vernetzt He Wissen und  Kultur in der Landschaft der Medien. Marshall McLuhan umschreibt dies mit der Formulierung  „The Medium is the Message“.

Design von Jianping He.
"Klonen"

Versiert und gekonnt versteht es Jianping He, seine Tätigkeit mit den substantiellen Prinzipien des Plakats in Einklang zu bringen. Er realisiert in überzeugender Weise den Schritt von der traditionellen Bilderschrift hin zur Schriftkultur, von gemalten Bildern zur Photografie, von der Collage zur digitalen Redundanz. Der entscheidende Ausgangspunkt findet sich in der sinnlichen Wahrnehmung des Menschen. Die farbmodulierten Bildercodes (z. Beispiel die Portraits ) führen eine universelle Methode vor Augen, die auf das analytische bildnerische Denken Jianping He’s hinweist.

Mit dieser Publikation über das graphische und malerische Werk sowie das Kommunikationsdesign  bis hin zu den Neuen Medien wird offenkundig, dass es sich hier um ein vielschichtiges Oeuvre handelt. Die große Bandbreite seines künstlerischen Engagements spiegelt sein besonderes Talent hinsichtlich komplementärer Konzeption und Gestaltung wieder. So bleibt bei allen Veränderungen in der Entwicklung stets eine enge Verwandtschaft unter den Werkgruppen bestehen. Entwicklungsgeschichtlich bringt die Verknüpfung der traditionellen bildnerischen Kunst mit den innovativen  Neuen Medien eine für unser Jahrhundert bemerkenswerte Neuerung zutage.
Hierin könnte man die Quellen zu Jianping He’s persönlichen Stil aufspüren. In einer derart bildbesessenen

Zivilisation erhält der visuelle Paraphe eine unschätzbare Bedeutung. Eine weitere tiefe Prägung hat der Kulturkreis China bei dem Künstler/Designer He hinterlassen.

Die Werke dieses internationalen anerkannten Grafikers, Designer und Künstler
tragen einen Stempel, der unverkennbar sichtbar wird.

Da die Erkenntnisfähigkeit Jianping He’s nicht an einen methodisch definierten Raum/ Ort gebunden ist, kommt gerade seiner Kunst die Aufgabe zu, mit ihrer Präsenz Grenzüberschreitungen zu wagen, und die Fähigkeit des homo faber, sapiens et religiosus in soziale Qualitäten einmünden zu lassen. Mit vielfältigen Preisen und Auszeichnungen prämiert, führt Jianping He mit dieser exemplarischen Dokumentation  sein Schaffen von 1995 bis 2020 vor Augen.


(1: Entn. aus: Kristahn, Heinz Jürgen, Universität der Künste Berlin, Fakultät 1 Bildende Kunst, Before 30, Hentrich & Hentrich Verlag, 2002.
Jianping He war von 1995 bis 1999 Student der internationalen Plakatkunstklasse unter Leitung von Prof. Kristahn, von 1999 bis 2000 Meisterschüler, danach von 2000 bis 2005 Künstlerischer Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Kristahn.)

Feb. 2021

Prof. Heinz Jürgen Kristahn

Born 1943 in Oberstaufen/Bavaria, studied graphic and communication design at the Folkwangschule für Gestaltung in Essen (now Folkwang University) from 1960 onwards, then Fine Arts at the Düsseldorf Academy of Art, graduating as a master student of the Academy. 1968 studio manager at Motor Presse Stuttgart, 1972 foundation and management of the Institute for Communication and Design, Berlin (IKD) 1973 until 2011 full professor (chair of Fine Arts) Faculty of Art Education/Art Sciences at the State University of Fine Arts, Berlin (now University of the Arts Berlin, faculty 1 — Fine Arts), head of a special class for fine arts and new media. 1987 Dean of the Faculty of Education / Art Sciences at the HdK, Berlin. 2000 Dean of the Faculty 1 Fine Arts of the University of the Arts Berlin. 1987 until 1999 artistic director of the design agency aesthetica GmbH, Berlin. 2001 until 2003 director of the Summer Academy 1–3 at the China Academy of Art, Hangzhou/PR China. Guest professorships in Austria, Poland, Japan, China.

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